Vom besonderen Adventskalender, der sich im Bauch auch gut anfühlt!
Mia und Papa wollen einen Adventskalender kaufen. In der Stadt ist viel los und Mia ist ganz aufgeregt.„Auf Weihnachten warten ist doof“, stöhnt sie.
„Es kann auch spannend sein“, sagt Papa. „Und wenn du den richtigen Adventskalender findest, hilft er dir ein bisschen beim Warten.“
„Wie denn?“, fragt Mia.
„Er reist vielleicht mit dir ins Traumland“, sagt Papa. „Mehr verrate ich nicht.“ „Und wie finden wir diesen Kalender?“, fragt Mia.
Papa klopft sich auf den Bauch. „Wenn es hier kribbelt, hast du ihn gefunden.“ Jetzt versteht Mia.
Kribbeln muss es im Bauch. Alles klar!
„Komm!“, drängelt sie und zieht Papa ins Kaufhaus, wo ein Engel am Eingang Prospekte verteilt.
„Wo gibt es Adventskalender?“, fragt Papa den Engel. „Oben, 2. Etage, 5. Abteilung, 8. Gang rechts“, muffelt der Engel und drückt Papa ein Reklameblatt in die Hand. “Unsere Abteilung ‚Lebensmittel‘, Erdgeschoß, 3. Gang links, hat Festtagslachs für Sie im Angebot“.
„Für uns?“, staunt Mia, doch der Engel erzählt bereits dem nächsten Kunden vom Sonderangebots-Festtagslachs im Erdgeschoß, 3. Gang links.
„Ich mag keinen Fisch“, murmelt Mia. „Ob wir hier einen Kribbel-Advents-kalender bekommen?“ „Bestimmt“, sagt Papa.
Und wirklich, da sind sie: Adventskalender, so viele, dass Mia nicht weiß, wohin sie zuerst gucken soll. „Der“, ruft sie und nimmt den Sternen-Kalender vom Regal. „Oder der?“ Sie deutet auf ein Kalenderhaus mit vierundzwanzig Fenstern.
„Da ist Schokolade drin“, erklärt die Verkäuferin stolz.
„Ein Sonderangebot.“ „Nein danke“, sagt Mia. „Ich mag auch keinen Sonderangebotsfisch.“
„Wie bitte?“ Die Verkäuferin schüttelt den Kopf und zeigt einen Kalender, der fast so groß ist wie Mia. „Dies ist unser reizendes Exklusivmodell“, erklärt sie und drückt auf eines der bunten Kalendertürchen. Ein Lämpchen blinkt auf, und der Kalender spielt: „Alle Kinder, groß und klein, müssen jetzt geduldig sein. Weihnachten ist nicht mehr weit, Kinder, schnell vergeht die Zeit.“
„Wirklich reizend!“, spöttelt Papa. „Nicht wahr?“, ruft die Verkäuferin begeistert. „Er kribbelt nicht!“, sagt Mia. „Wie bitte?“ Die Verkäuferin sieht Mia verständnislos an. Mia klopft sich auf den Bauch. „Ein Kalender muss kribbeln.
„Also, ich weiß nicht…“ Die Verkäuferin ist verwirrt.
„Wir finden bestimmt einen Kalender“, tröstet Papa sie. „Zeigen Sie uns doch bitte ihre schönsten Exemplare!“
„Also, da hätten wir den abwaschbaren Goldkalender, die 24-Säckchen-Kette, den reizenden Musikkalender mit netten Liedlein, den Gummibärchen-Weihnachtsbaum, das 24-Türen-Christkindlein, ganz entzückende Bildchen verbergen sich hinter den niedlichen Türchen…“
Die Verkäuferin redet und redet. Mia aber mag diese Kalender nicht leiden. Und warum redet die Verkäuferin so kindisch?
„Die kribbeln alle nicht“, sagt Mia. „Und wie sieht dein, äh, Kribbel-Kalender aus?“ fragt die Verkäuferin genervt. Mia zuckt mit den Achseln. „Weiß nicht. Man spürt es eben.“
„Da musst du dich woanders umsehen“ sagt die Verkäuferin verärgert. „Bei mir gibt es nichts zum Kribbeln.“
„Schade“, bedauert Mia, und Papa murmelt so etwas wie ‚Hätte-mich-auch-gewundert‘ vor sich hin.
Mia kichert, Papa grinst, dann machen sie sich schnell aus dem Staub. Die Verkäuferin aber schießt böse Blicke hinter ihnen her.
Es wird ein lustiger Nachmittag. Papa und Mia bummeln durch viele Geschäfte, lassen sich viele Adventskalender zeigen und bringen viele Verkäufer zur Weißglut. Den richtigen Kalender aber finden sie nicht.
„Wenn wir so weitermachen“, meint Papa, „sind wir bald mit allen Verkäufern verkracht.“ Lachend ziehen sie weiter. Es ist trubelig in der Stadt geworden, und alle haben es sehr eilig. Nur am Marktplatz stehen Kinder. Sie singen Lieder und halten Sammelbüchsen und Bilder von Kindern aus fremden Ländern in den Händen.
Nachdenklich blickt Mia auf die Gesichter der Kinder auf den Plakaten an. Ernst blicken sie drein, arm und gar nicht weihnachts-fröhlich-glitzerbunt.
Da fängt es in Mias Bauch an zu kribbeln!
„Eigentlich“, sagt sie und deutet auf die Kindergesichter, „brauche ich keinen Adventskalender. Diese Kinder haben bestimmt auch keinen, oder?“
„Bestimmt nicht“, meint Papa. „Und wenn wir ihnen das Geld für meinen Adventskalender geben würden?“, fragt Mia vorsichtig. „Dann hast du aber keinen Kalender“, sagt Papa. „Aber in meinem Bauch kribbelt es so schön.“
Papa lächelt. „In meinem auch“, sagt er und drückt Mia einen Geldschein in die Hand. Den wirft Mia in die Sammelbüchse und sagt „Alles Gute!“ zu den Kindergesichtern auf den Plakaten.
Dann gehen Mia und Papa mit einem schönen Gefühl im Bauch nach Hause.